Staatstheater Braunschweig zeigt Toshio Hosokawas Oper “Hanjo” als Filmproduktion
Konzert-, Theater- oder Opern-Streams waren in den letzten Wochen und Monaten das Mittel der Wahl, wenn die Theaterschaffenden, Musikerinnen und Musiker ihrem “ausgesperrten” Publikum noch irgendwie nahe sein wollten. So wurde unablässig gestreamt was das Zeug hält. Mal hoch professionell, weil der entsprechende Aufwand getrieben werden konnte, man die richtigen Partner an der Hand hatte. Beispielweise bei Barrie Koskys “Rosenkavalier”-Inszenierung in München. Vieles aber blieb auch pures Mittelmaß, sowohl tonlich wie auch kameratechnisch.
Auch im Braunschweiger Staatstheater gab und gibt es einen veritablen “Rusalka”-Stream, aber hier entschied man sich, wie nur noch bei wenigen anderen Theatern, noch für einen anderen durchaus innovativen Weg. Zwar war die Neuinszenierung von Toshio Hosokawas Oper “Hanjo”, uraufgeführt 2004 bei der Münchner Biennale, für die Bühne konzipiert worden, wurde dann aber, da sie nicht vor Publikum gespielt werden konnte, in eine spannende filmische Opernproduktion verwandelt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Denn mit dichten, eindringlichen und zuweilen auch beängstigenden Szenen wird der Betrachter hier in ein düster-dämonisches Mietshaus entführt, in dem drei Menschen sich in ihrer Wahrnehmung immer mehr verunsichern lassen, die Grenzen zwischen Realität und Wahnsinn zusehends verschwimmen. Die Tonspur für diese Produktion wurde vorab erstellt, so dass die Sängerinnen und Sänger sich bei der filmischen Umsetzung ganz und gar auf das Darstellerische konzentrieren konnten. Das nachfolgende Video zeigt Ausschnitte aus dem Filmproduktion und dazu erläutert Ausstatter Stephan von Wedel die Entstehung der Inszenierung und die Vorgehensweise bei der filmischen Umsetzung. Und die Intendantin Dagmar Schlingmann sieht in dieser Mischung aus Musiktheater und Film durchaus Potential für den künftigen Umgang mit dem zeitgenössischen Musiktheater.
Der Film ist als Stream noch bis zum 04. Juli 2021 gegen einen Wunschbeitrag abrufbar.
Gleichzeitig wurde dieser Tage der neue Spielplan für das BS-Staatstheater präsentiert. Das Musiktheater beginnt am 16.10. mit eine Neuproduktion von Händels “Alcina” (Regie & Bühne: Ben Baur), Intendantin Dagmar Schlingmann wird sich 04.12. der Mozartschen “Zauberflöte” annehmen. Und Florentine Klepper präsentiert am 22.01.2022 ihre Sichtweise auf “Dead Man Walking”. Anfang März 2022 folgt eine Uraufführung von Stefan Litwin mit dem Titel “Wie dem Herrn Mockinpott das Leiden ausgetrieben wird”. Abgerundet wird der Spielplan mit Sidney Corbetts “Das große Heft” in einer Inszenierung der Musiktheater-Direktorin Isabel Ostermann.