Video-Streams von Operninszenierungen sind momentan die einzige Möglichkeit, womit die Opernhäuser ihr Publikum noch bei Laune halten können. Die Vielzahl der Angebote und auch die filmische und klangliche Qualität sind schon beeindruckend. Wenn man dann aber doch mal wieder einer richtigen Probe in einem Theater (Landestheater Detmold – Musical “Liebe, Mord und Adelspflichten”) beiwohnen darf, dann wird einem schlagartig bewußt, auf was wir derzeit so schmerzlich verzichten müssen. Denn die Atmosphäre, das Raumgefühl und die so ganz direkte Präsenz von Sängerinnen und Sängern, dem Orchester und den übrigen künstlerisch Beteiligten ist durch nichts zu ersetzen.
Doch zurück zur Opernaufführung am Bildschirm. Zu sehen sind hier Ausschnitte der Inszenierung vom Brittens Kammeroper “The Turn of the Screw” in der Staatsoper Hannover, die am 23.04.2021 ihre Premiere im Internet erlebte. Regisseur Immo Karaman hat zusammen mit seinem Bühnenbildner Thilo Ulrich aus der spätviktorianischen Schauergeschichte ein dicht gewobenes Nachtstück kreiert, das mit seiner Schwarz-Weiß-Optik einen fast filmischen Zuschnitt erfährt. Unterstützt wird die Faszination der Geschichte durch das klar und ausdifferenzierte Dirigat von Stephan Zilias und seinem Orchester und durch ein gesanglich hoch emotionales Ensemble.
Die Reaktionen im Netz waren beachtlich. Zu verfolgen in einem Chat, der parallel zur Übertragung angeboten wurde und in dem sich Dramaturgin Regine Palmai und Dirigent Stephan Zilias den Anregungen und Fragen der User stellten.
“Eine großartige Aufführung. Zwischendurch dachte ich immer wieder, ich sei in einem Hitchcock-Film.” – “Hervoragende Inszenierung, tolle Beleuchtung, klasse Bühnenbildkonstruktion”. – “Wow. Sehr überzeugend; sängerisch-musikalisch, aber vor allem als Musiktheater”.
Eine Reaktion indes verwunderte: “Danke für den Stream, aber Geld für ein Live-Ticket würde ich ehr nicht ausgeben, da ich die Musik als recht anstrengend empfinde. Als Stream aber war das eine schöne Gelegenheit”. Brittens Musik als Nebenbei-Erlebnis?? – Ist irgendwie nicht ganz nachvollziehbar.
Weitere Termine für den Stream sind am 28.04. und am 16.05.2021 – Online-Karten unter staatstheater-hannover.de